Donnerstag, 31. Oktober 2024

Trauerverarbeitung

Vorab

Ich bin gelernter Heilerziehungspfleger und übe diesen Beruf, wenn ich nicht gerade verletzt zu Hause sitze, auch aus, derzeit in einer Wohnstätte, offiziell nennt man das ganze heute "besondere Wohnform", für Menschen mit geistiger Behinderung.

Das heißt: Ich bin zwar weit davon entfernt Krankenpfleger zu sein und noch weiter entfernt vom Psychologen, der Bereich Psychiatrie und Psychologie war dennoch teil meiner Ausbildung.

Kübler-Ross Modell

Auch hier schon einmal vorab: Das Modell der fünf Phasen der Trauer nach Kübler-Ross behandelt streng genommen den Umgang mit tödlichen Krankheiten und ist auch nicht unumstritten. Jeder Mensch trauert anders und in anderer Reihenfolge. Das Modell sollte somit weniger als Anleitung zum Trauern dienen, sondern dient mir viel mehr als Stütze zum Reflektieren. Trauer nach dem Kübler-Ross Modell läuft in folgenden Phasen ab: Leugnen, Verärgerung, Verhandlung, Depression, Akzeptanz.


Im folgenden möchte ich meinen Umgang mit der Diagnose bzw. der Zeit direkt davor reflektieren.

Nach der Fraktur und auch noch während der Reha ging ich davon aus, dass schon nichts sein wird. Hätte mich die Ärztin in der Reha Klinik nicht gedrängt, ich weiß nicht, ob ich mir noch während der Reha einen Termin zur Knochendichtemessung geholt hätte. Soweit begann meine Trauerverarbeitung also sogar nach Schema des Modells.

Die Diagnose selbst konnte ich dann akzeptieren und habe sie auch nicht geleugnet. Wäre ich in der ersten Praxis nicht schlecht bzw. schlicht überhaupt nicht ausreichend behandelt worden, selbst auf Nachfrage wurde eine weitere Diagnostik und Suche nach Primärerkrankungen nicht durchgeführt, ich weiß noch nicht mal, ob ich damals so verärgert gewesen wäre, dass ich die Praxis wechselte. Ein Medikamentenengpass, den ich zur gleichen Zeit erlebte, bringt mich, ich bin beruflich vorbelastet, nicht unbedingt aus der Ruhe.

So begann der Sommer und da ich langsam wieder fit genug für längere Touren war, fuhr ich dementsprechend viel. Schließlich musste ich ja nur darauf achten, nicht zu stürzen. Eigentlich wusste ich bereits, dass, wenn man viel fährt, auch irgendwann etwas passiert, aber ich verhandelte innerlich: Wenn ich vorsichtig genug fahre, wird schon nichts passieren. So fuhr ich im August noch 200km, sogar im Brevet-Zeitlimit von unter 13:30.

Und dann der erneute Unfall mit niederschmetternden Ergebnis. So schlecht wie in Wochen nach der OP, also dann, als der größte Stress wegfiel, ging es mir lange nicht mehr. Dank meiner Familie stand relativ schnell ein Budget für ein Liegetrike zur Verfügung und kurze Zeit später war auch schon etwas passendes gefunden, dennoch schwingt gedanklich noch immer die Unsicherheit bezüglich möglicher Folgeschäden mit. Das Kniegelenk ist schließlich empfindlich. Nächste Woche geht es wieder zur Kontrolle, danach beginnt die Physiotherapie und ich kann dann hoffentlich meinen Bewegungsdrang bald wieder nachgehen. Zum Ende der Teilbelastung ist es halt wie bei meinen bisherigen Verletzungen auch:

Keine Schmerzen und damit wachsende Ungeduld!

Nächste Woche melde ich mich dann hoffentlich mit positiven Nachrichten.

Freitag, 25. Oktober 2024

Und plötzlich brechen die Knochen...

Erstmal kurz zu mir: Ich heiße Fabian, bin 37, fast 38 Jahre alt. Vor 15 Jahren hatte ich bereits einen Blog, welcher aber nicht mehr existiert und eine Sammlung aus Musik und Politik darstellte. 

Wieso möchte ich jetzt wieder schreiben? Nun, ich fahre seit meiner Kindheit Fahrrad, sicher mehr als 30 Jahre, seit 16 Jahren auch sportlich. Nach ein paar Jahren der Orientierung fahre ich inzwischen überwiegend lange Distanzen, gerne 200km, aber auch 300km bin ich schon am Stück gefahren. Das alles würde ich  alleine nicht als besonders spannend bezeichnen, wohl aber das, was im letzten Jahr begann und mich auch in Zukunft begleiten wird.


Erste Fraktur

Im September 2023 hatte ich eine Tour geplant. Ein paar bekannte und auch ein paar neue Gesichter kamen am Tag der Gravel Games zusammen. Insgesamt, trotz neuer Baustellen, eine schöne Tour. Auf der Heimfahrt einen Sperrpfosten übersehen und, nachdem ich mich berappelt hatte und Reifen und Schlauch notdürftig repariert wurden, auf den Weg zum Bahnhof in Recklinghausen gemacht. Die letzten zwei Kilometer vom Bahnhof Haltern nach Hause waren dann schon sehr schmerzhaft, dennoch ging ich erstmal schlafen.

Sonntags merkte ich dann, dass ich am Montag wohl nicht arbeiten gehen werde, krank gemeldet und Montags zum Chirurgen: Der wusste im Prinzip schon ohne Röntgenbild: Rippenbruch, nach dem röntgen war klar, doppelt! Schon auffällig, aber dass legte sowohl ich als auch mein Arzt noch unter Pech ab. Fünf Wochen später saß ich wieder auf dem Rad, nach einer weiteren Woche fuhr ich die letzten zwei Tage vor dem Urlaub zur Arbeit.

Zweite Fraktur

Wie lange mag es wohl gedauert haben, bis ich mir wieder was gebrochen habe? Zwei Tage war ich ja arbeiten, montags hatte ich Urlaub, dienstags bin ich in Bonn, auf dem Weg zu Bike-Discount, über eine Bordsteinkante gestolpert. Da lag ich und kam nicht mehr hoch. Oberschenkel war durch, noch in der Notaufnahme riet man mir zur Messung der Knochendichte. Abends wurde operiert. Ende Dezember war der Knochen wieder belastbar, Anfang Januar ging ich nach Bad Sassendorf in die Reha. Mit 37 mit einer der jüngsten, dazu als Sportler motiviert und leidensfähig. Nach drei Wochen konnte ich 2km laufen ohne zu humpeln, ohne in der Hüfte wegzuknicken. Es konnte also zur ambulanten Weiterbehandlung nach Hause gehen, zwei weitere Monate später ging es dann in die Wiedereingliederung, Anfang April konnte ich wieder regulär arbeiten.

Knochendichtemessung

Anfang Februar, also kurz nach der Reha, ging es zur Knochendichtemessung und, tada, das musste man dem Arzt in Bonn lassen, ich habe Osteoporose. Laut Ärztin durfte ich ruhig weiter Rad fahren, müsste nur Stürze vermeiden. Medikamente wurde verschrieben, Ernährungshinweise mitgegeben. Weiter? Nichts. 

An dieser Stelle einmal so viel: Wenn nach einer Osteoporosediagnose im jungen alter weiter nichts unternommen wird, wechselt die Praxis. Hätte ich das gewusst, mir wäre viel Stress und Rennerei erspart geblieben. Dazu aber später mehr.

Frühjahr und Sommer

Scherzhaft wurde im April schon mal angekündigt, dass es nach der nächsten Fraktur wohl ein Trike geben müsse. In den nächsten Monaten pendelte ich vier bis fünf mal die Woche zur Arbeit, trainierte zwischendurch und ging noch mehrere Wochen zur Reha-Nachsorge. Im August war ich wieder fit genug um 200km zu fahren. Aufgrund mangelhafter Haltemuskulatur noch mehr schlecht als recht, aber es ging. Insgesamt verdrängte ich die Erkrankung ein wenig, Normalität kehrte ein.

Schwarze Katze von rechts

Im September hatte ich Urlaub, länger geplant, Folkfield-Festival. Am Montag darauf dann das Unglück. Kurz vor meinen Vorderrad kreuzte ein Tier, zugegeben konnte ich es so schnell nicht mal erkennen, von rechts nach links den Feldweg. Beim ausweichen fädelte ich mich unglücklich im stumpfen Winkel an einer Stahlplatte einer Baustelle ein und stürzte auf die rechte Seite. Natürlich auf dem Weg zur Arbeit.

Wie war das noch? Stürze vermeiden? Scheiße... erstmal aufstehen, ging zum Glück. Vielleicht nur geprellt. Mit Schmerzen die letzten sieben Kilometer zur Arbeit gerollt. Meine Chefin schickte mich direkt ins Krankenhaus, meine Kollegin setzte mich nach ihrem Frühdienst an der Notaufnahme ab. Röntgen, Anamnese, nichts zu erkennen, wohl eine Prellung. Dementsprechend meine Frau angerufen, damit ich eingesammelt werde. Kaum vom Parkplatz runter kam ein Anruf, Oberarzt wollte mich noch im CT sehen. Inzwischen waren die Schmerzen stärker.

Bildgebung ergab eine einfache Tibiakopffraktur. Wohlgemerkt mache ich die Assistenzarzt keinen Vorwurf, auf dem Röntgenbild war fast nichts zu sehen. Umso erstaunlicher, dass der Oberarzt was gesehen hat. 9 Tage später wurde ich im Bergmannsheil operiert.

Die Tage nach der OP

In den Tagen nach der OP äußerte ich gegenüber meiner Familie die Überlegung im nächster Zeit ein Liegetrike zu kaufen und bis dahin, weil mehr Reserven, mein MTB zu nutzen. Die Idee wurde als so sinnvoll angesehen, dass spontan Geld zusammen gelegt wurde, damit ich eben nicht mehr auf zwei Rädern unterwegs sein muss. Aus einer Vernunft"-entscheidung" wurde so ganz schnell Realität. Überzeugt war ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, der Sturz war halt Pech.

Kurz bevor ich entlassen wurde, wirklich wenige Stunden, kam ein neuer Patient in das Zimmer. Mountainbike und Motorradfahrer, sollte nach Kreuzbandriss vor einem Jahr jetzt zum dritten mal operiert werden. Da ähnliche Hobbys kam es zu einer Unterhaltung, die mich überzeugen sollte. Ins besondere ein Satz, der ganz beiläufig fiel.


"Wenn man viel fährt, passiert auch irgendwann was."


Ich fahre viel, zwischen März und Anfang September 4500km, also war ein Unfall abzusehen. Das Liegetrike wurde somit zur sichereren Alternative.

So viel also erstmal zu mir. Zum einen möchte ich, um das letzte Jahr zu verarbeiten, sowieso Tagebuch führen, dachte mir dann aber, dass das Thema vielleicht auch für andere interessant sein könnte. Daher nehme ich euch auf meine Reise mit.

Wieder eine kleine Pause

 Zum Ende der AU gab es natürlich nochmal einen Infekt. Letzte Woche ging nichts, dementsprechend arbeite ich auch erst jetzt am Wochenende ...